Morton hat geschrieben:Ich sehe da eher das Problem abnehmender Kreativität. Irgendwann haben die meisten Künstler ihr Pulver verschossen. Diese überlangen Songs, komplexen Strukturen, die sind eventuell auch ein Symptom dafür, dass einem Autoren nichts gutes, knackiges mehr einfällt.
RTTH oder the Trooper, das sind zündende Ideen, die dieses Strecken, Zerfasern etc nicht benötigen. Eine geniale Idee ist eine geniale Idee, die hat man nicht jeden Tag. Komplexität dagegen kann man quasi immer reproduzieren, das ist vornehmlich Handwerk.
John Wayne hat geschrieben:Da bist Du jetzt aber ein wenig ungerecht. Ein langer Song wird nicht dadurch gut/besser, weil er lang ist. Oder anders ausgedrückt, es gibt geile lange Songs, die nicht einfach nur Handwerk sind, wie das genannte Rime of the ancient mariner oder Empire of the clouds. wenn man Maiden mal außen vor lässt, Cinema Show, Suppers ready, Firth of Fifth, Thick as a brick, Misplaced Childhood, Script for a jesters tear, Budapest, Dark Ages, Heavy Horses, Stargazer, Gammaray, Child in Time ... etc.
Maiden hat einige lange Stücke am Start, die eigentlich geil klingen, aber an manchen Stellen künstlich verlängert wirken und so nicht auf den Punkt kommen. Dance of Death ist so eins, da hätte noch gar nicht mal viel raus gemusst, vielleicht anderthalb Minuten weniger Intro und Outro. Da scheint Steve Harris verantwortlich zu sein, leider wirkt das manchmal zu aufgesetzt, als scheint ihm da der sichere Instinkt abhanden gekommen zu sein.
Grds. mag ich die längeren Dinger, weil man da auch ohne Konventionen die Ideen unterbringen kann. Natürlich ist es eine Kunstform, in drei/vier Minuten einen Song auf den punkt zu bringen.
Ich denke ihr habt beide ein wenig recht. Lange Songs können eine Konsequenz von Mangel an knackingen Ideen sein, müssen aber nicht. Ist meiner Meinung nach in den letzten Jahren bei Steve schon offensichtlich. Bei If Eternity Sould Fail musste Bruce eine weitere Strophe und nochmals einen Refrain einbauen weil der Song für Steve zu kurz war. Ich denke das war nicht zwingend nötig, geil ist der Song aber trotzdem noch. Wäre in der ursprünglichen Form aber sicher auch schon geil gewesen. Auch wenn der Titelsong von Book of Souls aus der Feder von Janick Gers stammt, so ist der Stempel von Steve beim Arrangement doch offensichtlich. Das Outro ist bei Book wikrlich nicht mehr nötig, schlecht finde ich den Songs deswegen jetzt aber nicht.
Anders sieht es für mich bei Red and Black aus. Dieser Song ist komplett verarrangiert und viel zu lange geraten, mit viel zu vielen Wiederholungen und beinahe jedes Steve Harris Merkmal (oh oh Gesang, Gitarren spielen Melodie vom Gesang mit, Intro=Outro, et.) sind da schon fast klischeehaft vorhanden. Den Doloteil fonde ich übrigens wirklich geil, hätte aber schon ein wenig straffer ausfallen können. Mit weniger Strophen, die Riffs im Instrumentalteil mit weniger Wiederholungen, sagen wir auf 7 - 8 Minuten gekürzt, da würde mir der Song wahrscheinlich sogar gefallen. In der Albumfassung ist der Song einfach viel zu träge und bisslos. Der erste Song, der für mich bereits zu viele Harris'sche Merkmale schon fast kalkuliert beinhaltet, ist The Clansman. Wie Steve dem Song dieses schottische Gefühl einhauchen konnte, finde ich genial. Man kann sich die Highlands beim Hören gerade bildlich vorstellen. Der Song leidet für mich aber auch an einer gewissen Bisslosigkeit, klingt schon zu offensichtlich nach Schema Harris.
Dass Steve es besser kann, hat er früher oft bewiesen. Selbst während der Reunion hat er geile Sachen arrangiert, wie Dance of Death, The Nomad und The Legacy (ohne Outro
) gefallen mir super gut