Kann Spuren von Spoilern enthalten
Ähnlich wie bei der
Future Past Tour 2023 habe ich es dieses Jahr vom Tourbeginn bis zu meinem ersten Konzert vor sechs Tagen in Gelsenkirchen geschafft mich aus sämtlichen Foren etc. zurückzuziehen, um ja nicht gespoilert zu werden - und ähnlich wie damals sind es dann doch drei Songs (Aces High, Clairvoyant & Mariner) geworden, die mir ein paar Tage vorher zu Ohren kamen
Die Anreise zur Arena verlief dank eines Parktipps eines Arbeitskollegen hervorragend, so dass wir zu viert (
unser Trooper und zwei weitere Personen) kurz vor Einlass vor und kurz nach Einlass im vordersten Bereich der Arena standen mit bester Sicht.
Nach dem knapp zweistündigen Wartespiel ging es dann los mit der Vorband, und da ich mir vorgenommen habe nur noch über positive Sachen zu schreiben werde ich mich über Avatar in Schweigen hüllen.
Zu Maiden an sich: nach Gig 1 in Gelsenkirchen war ich zugegebenermaßen zweigeteilt. Natürlich war die Show nicht schlecht (ein wirklich schlechtes Maiden-Konzert habe ich noch nie erlebt, lediglich Frankfurt 2013 fiel ein bisschen ab), es waren coole Songs in der Setlist, die Band war bestens drauf, Bruce bis auf den ein oder anderen Part bei Aces High oder Hallowed unfassbar gut bei Stimme (wie schafft der Kerl das mit 66 Jahren nur?), und trotzdem war es nicht die beste Show mit dem größten Tam-Tam wie angekündigt.
Das Paradoxe am Fan-Sein: irgendwie meckert man, dass sich jahrelang nix tut bei der Bühne, dann wird auf einmal eine große LED-Leinwand ausgepackt und trotzdem wird was kritisiert. Ich persönlich bin großer Fan der klassichen Backdrops (auch wenn die kleinen Screens links und recht bei der Future Past-Tour echt stark waren), aber auch die LED-Leinwand hatte viele gute Momente (die "leichten" Animtionen wie das Paris-Panorama oder das SSOASS-Motiv). Allerdings fand ich die Animationen bei Aces oder Mariner viel zu viel und viel zu ablenkend. Der Effekt mit dem Mond bei Fear war natürlich auch großes Kino, ebenso der Rest der Animationen bei dem Song. Das einzige, was echt (ich muss es leider so sagen) unfassbar mies und einer Band wie Maiden in keinster Weise würdig war: diese "Animation" (oder eher Zumutung) bei Hallowed. Die Sequenz, in der Bruce bzw. sein virtueller Avatar über das Fels-Plateau stiefelt fand ich hochnotpeinlich - Dance of Death lässt grüßen. Sorry, aber ich denke da wäre es doch ein Kinderspiel gewesen Mr. Dickinson per GreenScreen zu filmen und in den ansonsten sehr gut umgesetzen Gang zum Galgen zu integrieren. Für die Fortsetzung der Tour stelle ich mich mit meinem Smartphone und diversen Video-/Bildbearbeitungsapps gerne zur Verfügung
Thema Setlist: die großspurigen Ankündigungen (deep cuts, Songs, die schon ewig und drei Tage nicht gespielt wurden etc.) habe ich natürlich mit Vorsicht genossen, bin aber bereits beim Opener Murders innerlich explodiert vor Freude. Auf den Song habe ich mit am meisten gehofft (ist tatsächlich mein lieber Di'Anno-Song) und war erstmal voller Glückseligkeit. Auch die anderen drei Songs aus der guten, alten Paule-Zeit wussten zu überzeugen, auch wenn das zornige Kind natürlich auch nicht sooo selten zu hören war in den letzten Jahren. Was schade war: die Di'Anno-Klassiker hätten gerne mehr verteilt im Rest des Sets kommen können, aber auch das ist natürlich ein Thema der Kategorie "Frag 111 Maiden-Fans und Du kriegst 666 Antworten.". Clairvoyant war zwar keine Überraschung mehr für mich, hat mich aber doch sehr gefreut. Zwar auch nicht DER deep cut, aber doch nicht unbedingt einer DER Hits. Powerslave samt Maske (DIE Maske?), Pyros und stimmiger Animation war auch wieder ein Genuss, lediglich 2 Minutes gehört für mich in die Kategorie totgenudelt (sogar noch totgenudelter als Fear). Den ollen Seefahrer habe ich noch nie live erlebt aber (unpopuläre Meinung in 3 - 2 - 1): der fällt bei mir in die gleiche Kategorie wie Alexander the Great: absoulte Fan-Lieblinge und ja auch gerne als DIE großen Maiden-Monumente bezeichnet - aber vom Hocker hauen tun mich beide nicht. Da ich ja wusste, dass er kommt, habe ich mich wirklich drauf einlassen wollen und habe ihn (wie gesagt, noch nie live erlebt) wirken lassen, aber abgeholt hat's mich leider nicht - SORRY. Verwundert war ich nur, dass direkt danach Run to the Hills auf der Agenda stand - den hätte ich als Rausschmeisser erwartet, alleine schon, weil dann die letzten Worte passend zum Tour-Motto gewesen wären. Doch die nächste und diesmal positive Überraschung folgte sogleich: nach dem Mariner hätte ich keinen weiteren Longtrack erwartet - und dann packt 'Arry den siebten Sohn aufs Tableau. Ich glaube meinen Jubelschrei hat man noch weit außerhalb der Schalker Turnhalle vernehmen können. Auch wenn SSOASS und Mariner sich im Aufbau mit dem instrumentalen (Mittel-)Part ähneln und zumindest beim Seefahrer noch ein bisschen Abwechslung dabei ist holt mich Sohnemann Nummer Sieben halt doch mehr ab

The Trooper durfte natürlich auch nicht fehlen und Hallowed bleibt trotz der grausamen Animation ohne Zweifel ein absolutes Meisterwerk. Der Effekt mit dem Käfig und dem plötlichen Verschwinden war zwar 1:1 von der großen Zaubershow vom Kindergeburtstag in der dritten Klasse übernommen, irgendwie fand ich es aber niedlich auf ne gewisse Art und Weise

Bei Iron Maiden hatte ich dann bis zuletzt die Hoffnung, dass zumindest da noch ein großer, "echter" Eddie kommt, aber leider blieb es auch da bei der (zugegebenermaßen ziemlich coolen und beeindruckenden) Animation. Da ich ja auch bereis mit Aces High gespoilert war hatte ich ihn schon als Beginn der Zugaben vermutet. Live immer wieder cool, aber leider auch gefühlt schon hundert mal gehört. Fear hat auch wie immer Laune gemacht, nur Wasted als Rauskegler hätte ich nach 2023 nicht nochmal gebraucht.
Fazit zum Thema Setlist: absoulte Voll-Bedienung, was die Hitdichte und die Klassiker angeht. Wäre das mein erstes Maiden-Konzert gewesen hätte ich mich vermutlich gefreut wie Bolle. Da aber Gelsenkirchen bereits Maiden-Gig #30 für mich war liegt es nahe, dass da eine kleine Enttäuschung nach der Ankündigung vorhanden war. Zumindest den Mut zu EINEM unerwarteten und wirklich NIE live gespieltem Song hätte ich mir gewünscht, auch auf die Gefahr hin, dass die Stimmung vielleicht etwas abflacht. Schließlich haben die anderen Songs gezeigt, dass die Stimmung schnell wieder hochkocht. Auch Wasted nochmals als Rausschmeißer nach der Tour 2023/24 halte ich persönlich für keine gute Idee (was den Song aber an sich in keinster Weise schmälern soll). Aber ein anderer Song der SiT (Sea of Madness oder Deja vu) wäre im Set sicher besser gekommen. Und vor allem: warum wurde NPftD KOMPLETT ignoriert? Hat für mich soweit auch kaum Sinn ergeben...
Die Schalke-Arena habe ich also eher mit gemischten Gefühlen verlassen.
Vorgestern ging es dann im schönen Bremen weiter mit dem zweiten Gig für mich in diesem Jahr, wieder in Begleitung von Foren-Trooper Marvin. Zum Glück waren wir zeitlich noch einigermaßen passend da, ich fürchte nur so 5 Minuten später hätten wir schon keine Bändchen mehr für den ersten Wellenbrecher erhalten. Wettertechnisch war es auf der Bürgerweide im Vergleich zum letzten mal eine Wohltat, und auch der kleine Regen bei Avatar hat nicht gestört, im Gegenteil. Und was positiv auffiel: im vordersten Bereich war es echt angenehm von der Anzahl der Menschen her. Kaum Gedränge und auch als Maiden anfingen hatte man nicht das Gefühl sich ständig auf den Füßen herumzutreten oder sonstwie eingeengt zu sein - im Gegensatz zum Rückweg durch den Bremer HBF. Back to topic: da ich ja nun wusste, was mich erwartet, und ich keine Erwartungen/Vermutungen/Wünsche/Hoffnungen mehr hatte, hat das Konzert ne ganz andere Wirkung gehabt - wesentlich, wesentlich positiver. Die Stimmung um uns herum war phänomenal, es gab (abgesehen von ganz wenigen Ausnahmen) keine Leute, die gedrängelt oder unnötig übertrieben gemosht haben und ich war angesicht der Tatsache, dass meine Lieblingsband 20 Jahre, nachdem ich sie entdeckt habe, immer noch unterwegs ist und Vollgas gibt, auf Wolke 7 und konnte selbst beim Mariner gut mitfeiern

Alles in allem hat es sich mal wieder mehr als gelohnt und ich bereue es irgendwie, dass es für mich dieses Jahr "nur" sechs Konzerte sind, mehr war leider nicht drin. Jetzt noch Frankfurt, Stuttgart und zwei Mal die schönste Bühne Deutschlands (Waldbühne) und dann war es das vermutlich bis 2027 - mal gucken, was dann nch so alles kommt
