Jethro Tull - Rökflöte

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John Wayne
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Jethro Tull - Rökflöte

#1

Beitrag von John Wayne »

VÖ: 21. April




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Tracklist:

Voluspo
Ginnungagap
Allfather
The Feathered Consort
Hammer On Hammer
Wolf Unchained
The Perfect One
Trickster (And The Mistletoe)
Cornucopia
The Navigators
Guardian’s Watch
Ithavoll
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John Wayne
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Jethro Tull - Rökflöte

#2

Beitrag von John Wayne »

Jetzt gibt es auch einen Trailer, leider ohne neue musikalische Schnipsel


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Quebec-weekend-warrior89
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Jethro Tull - Rökflöte

#3

Beitrag von Quebec-weekend-warrior89 »

Diese ganzen verschiedenen Versionen brauche ich wirklich nicht, aber das reguläre Album wird auf jeden Fall angehört. Die erste Single klingt gut, hat es aber nicht ganz in meine Top 10 des Monats geschafft :D
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John Wayne
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#4

Beitrag von John Wayne »

Es klingt alles immer noch sehr schön, auch wenn Ian´s Gesang inzwischen arg limitiert ist. Im Vergleich zur letzten Platte, die mir aber nur sehr durchschnittlich gefiel, erkenne ich eine leichte Steigerung seiner Stimme, die offensichtlich der Coronapause zuzuschreiben ist. Musikalisch ist das Ganze immer noch über jeden Zweifel erhaben, auch wenn kein Aqualung mehr komponiert wird. Dass er es im Songwriting immer noch drauf hat, hat er 2012 mit TAAB 2 bewiesen. In dieser Hinsicht bin ich gespannt auf die neue Scheibe, insbesondere weil mir auf Zealot Gene nur das Titelstück richtig gut gefiel.
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John Wayne
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#5

Beitrag von John Wayne »

Zwei Durchläufe --- ein überraschend gutes Album, welches wirklich grooved und auch rockt, was ich dem alten Opa so gar nicht mehr zugetraut hätte.
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John Wayne
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#6

Beitrag von John Wayne »

So, nach einer gewissen Zeit versuche ich mal, meine Eindrücke zu formulieren. Vorweg steht für mich fest, dass es ein tolles Album geworden ist, was ich dem Alten nach der letzten Scheibe so gar nicht mehr zugetraut hätte. Alle die, die einen Gesang der ersten zwanzig Jahre erwarten, brauchen gar nicht weiter zu lesen, denn sie werden enttäuscht werden. Ian ist 75 und eine wundersame Heilung seiner lädierten Stimmbänder wird es nicht mehr geben. Aber er macht das ganz charmant und irgendwie wirkt sein Gesang, teilweise sicher auch eher Sprechgesang, nicht so brüchig wie noch auf Zealot Gene. Zumindest hat man zu keiner Zeit das Gefühl, Angst um den Alten haben zu müssen, dass es peinlich sein könnte. Ein Meister des Ausdrucks, der Phrasierungen war er schon immer, sodass ich voll und ganz mit diesem Werk zufrieden bin.

Über das Konzept der Platte ist viel geschrieben worden, ich habe mich damit aber noch nicht wirklich auseinandergesetzt. Ian taucht in die alte isländische Kultur ein mit Beginn und Ende von Ragnarök, nordische Götter etc. Dafür weicht er auch weitgehend von klassischen Songstrukturen ab, klassische Refrains gibt es grds. nicht, wobei man die an der ein oder anderen Melodie dann doch erkennen kann. So sind dann die Texte für jedes Lied gefühlt gleich lang, sie bestehen aus jeweils fünf Strophen, wobei immer die ersten drei das Historische beleuchten und die letzten zwei Ians Sicht heute darstellen. Die Songs sind dann aber keineswegs gleich lang, aber Longtracks sucht man vergeblich. Trotzdem ist alles sehr abwechslungsreich arrangiert, er bringt in der Kürze der Songs eine Menge unter. Vielleicht die eine oder andere instrumentale Passage mehr wäre schön gewesen, quasi nice to have, aber eine negative Kritik soll das nicht sein.

Insgesamt steigert sich das Album, die vermeintlich schwächeren findet man eher am Anfang, trotzdem ist das Niveau von vornherein hoch. Eingerahmt wird das Album von Voluspo am Anfang und Ithavoll am Ende. Dort spricht Unnur Birna den altisländischen Text quasi über Beginn und Ende von Ragnarök und Ian versucht sich an einer englischen Übersetzung. Die musikalischen Motive, die hier verwendet werden, gefallen mir aber außerordentlich gut. Es führt sehr schön in die Stimmung der Platte und holt einen zum Schluss dann auch wieder ab. Dazwischen hat er dann die 10 Hauptsongs verewigt, die zum herausragenden von Jethro Tull gezählt werden können.

1. Das bereits bekannte Ginnungagap kam über PC etwas schwachbrüstig daher , wirkte sogar etwas langweilig. Im Albumkontext und über eine einigermaßen gute Anlage aber ein sehr schöner, sogar kraftvoller Auftakt, aber halt noch nicht so nach vorne gehend.

2. Allfather ist zunächst im Gesangsteil noch nicht so packend, das kommt ewas später, wenn sich der Song erschlossen hat. Er hat im intrumentalen Teil aber Elemente aus den 70ern, wenn er intensiv und eindringlich die Röckföte einsetzt.

3. The feathered Consort ist mein erster Höhepunkt des Albums, schöne Flötenmelodie am Anfang, die Rockelemente etwas sparsamer, sehr stimmungsvoll.

4. Hammer on Hammer, ein Song über Thor ist ebenfalls vorher veröffentlicht worden, ein erster nach vorne Geher.

5. Mit Wolf Unchained kommt mein Mitfavorit, der längste Song des Albums mit gerade mal fünf Minuten. Ein Song, der sehr rockig daher kommt und wunderbare instrumentale Passagen hat, auch wenn man meinen könnte, das Flötensolo schon mal live in anderen Songs gehört zu haben.

6. Mit the perfect one geht es ohne Niveauvelust weiter, aber wieder mehr auf Stimmung und Melodie wert legend.

7. Trickster ist sehr folkig, geiler Rythmus und mit überraschenden Breaks. Die folkige Grundmelodie wirkt nicht unbekannt, aber nicht ausgelutscht. Alles sehr rockig gehalten.

8. Cornucopia hätte vermutlich auch instrumental funktioniert, eine wunderschöne Flötenmelodie, der ich unendlich lauschen könnte. Es ist ein eher ruhig gehaltener Song trotz der durchaus vorhandenen Rockelemente. Sehr schöne Melodie ...

9. The Navigators war auch vorher bekannt und machte bereits Appetit auf mehr, jedoch ist der Song auf dem Album eine gute Minute länger und der vorher veröffentlichte Singleedit wirkt im Vergleich ziemlich kastriert. Man hat ihn dort von den guten instrumentalen Passagen befreit.

10. Guardians Watch ist noch mal so einer der Kategorie, "traditionelle Anfangsmelodie trifft auf Rockmusik", der mir aber auch sehr gut gefällt.

Nach TAAB 2, das ich für ein spätes Meisterwerk halte, wieder ein Album, das mich packt und vollständig mitnimmt. Der Albumtitel klingt vermutlich nur im deutschsprachigen Raum albern und meint nichts anderes als die Rockflute, für die Ian Anderson steht und endlich mal wieder so verwendet hat, wie viele sich das gewünscht haben. Auf jeden Fall verriet er in einem Interview, dass ihn das Wortspiel mit den beiden Ö´s persönlich Spaßgemacht hat. Ich nehme an, dass das in nicht deutschsprachigen Ländern ebenso sein wird/kann.

Ich hoffe, Euch ein wenig die Stimmung und Atmosphäre des Werks übermittelt zu haben.
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Quebec-weekend-warrior89
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#7

Beitrag von Quebec-weekend-warrior89 »

Danke für die schöne detaillierte Beschreibung. Ich habe mir das Album auch angehört und würde es als guten Durchschnitt bezeichnen. Das Album ist entspannt, melodisch und verspielt. Logischerweise lässt es ein wenig an Frische und Kreativität vermissen und kann mit den Referenzwerken der Gruppe nicht mithalten. Insgesamt würde ich wohl 7 von 10 Punkten verteilen.
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John Wayne
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#8

Beitrag von John Wayne »

Quebec-weekend-warrior89 hat geschrieben:
25. Jan 2024 16:10
Danke für die schöne detaillierte Beschreibung. Ich habe mir das Album auch angehört und würde es als guten Durchschnitt bezeichnen. Das Album ist entspannt, melodisch und verspielt. Logischerweise lässt es ein wenig an Frische und Kreativität vermissen und kann mit den Referenzwerken der Gruppe nicht mithalten. Insgesamt würde ich wohl 7 von 10 Punkten verteilen.
Wenn man den gesamten Backkatalog heranzieht, bin ich selbstverständlich bei Dir. Ich versuche, die aktuellen Jethro Tull nicht mit den 70ern zu vergleichen, da war Ian ein junger Mann und bestens bei Stimme. Für mich ist Jethro Tull die Band, mit der ich gemeinsam gealtert bin, so dass ich auch die gesamte Entwicklung mitgemacht habe und auch so mittrage.

Bis 1980 hat es gleich mehrere Referenzen mit Stand up, Aqualung, Thick as Brick, a Passion Play, Minstrel in the Gallery, Songs from the Wood und Heavy Horses. Nichts, was ab 1980 kam, ist mit diesen Werken vergleichbar. Trotzdem gefallen mir danach nahezu alle Alben, auch wenn ich mit einer Veröffentlichung nie ganz warm wurde. Aus meiner Sicht waren auch noch vier Referenzen dabei, Broadsword and the Beast, Crest of a Knave, Roots to Branches und das von mir erwähnte Thick as a Brick 2. Die Rökflöte hat ein paar Zitate an die glorreiche Zeit angelehnt, vergleiche sie vorsichtshalber aber nur mit den 2000er Veröffentlichungen, was Ians Alter und Gesang geschuldet ist. Dafür ist heute sein Flötenspiel viel perfekter, aber manche vermissen das rotzige Spiel. Davon hat er auf der Rökflöte ein paar Sachen drauf und für die 2000er ist die Scheibe nach TAAB 2 schon die stärkste und abwechslungsreichste.
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